DSL-CD-Player

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Die Idee - Genie oder Wahnsinn?

Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für das Modding um des Modding Willen, ohne Wertlegung auf Notwendigkeit, Funktionalität oder gar Rationalität . Die Motivation für diesen Mod war Spaß an der Sache, Originalität und natürlich die obligatorische Machbarkeitsstudie.

Heute könnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen, warum ich diesen Mod gemacht habe, es war wahrscheinlich ein Anfall obskuren Kreativitätsdranges ... oder so.
Aber an dieser Stelle dennoch ein Versuch, dies rational zu erklären: Die N-Box war gerade fertig geworden, die unter anderem die Funktion des Holzrouters übernehmen sollte, und dieser wurde somit überflüssig. Das DSL-Modem hatte ich aber schon in den Holzrouter eingebaut, somit ergab sich ein rein logistisches Problem: Das DSL-Modem hatte auf einmal kein Gehäuse mehr. Ich hätte es wieder in sein altes, langweiliges Telekom-Gehäuse einbauen können, aber dieses wundervolle Gerät, das mir die Freuden des Internets jeden Tag auf's neue offenbart, hat besseres verdient!
Mein Grundverständnis vom "Casemodding" als solches manifestierte sich seit jeher in einer Art "Integrationszwang" (wobei ich es immernoch als Hobby und nicht als Sucht auffasse...), das heißt im Einbau eines elektronischen Gerätes in ein dafür nicht vorgesehenes Gehäuse.
Es lag nahe, den Gedanken des Holzrouters fortzusetzen und das DSL-Modem nunmehr in die N-Box zu integrieren, doch daran hinderte mich der praktische Aspekt: So könnte ich nämlich nur mit nicht unerheblichem Aufwand die Status-LEDs des DSL-Modems beobachten, sie wären nämlich in einem anderen Zimmer, versteckt hinter einem Schrank. So suchte ich nach einem geeigneten Gehäuse, das mir zugleich eine unkomplizierte Funktionskontrolle des DSL-Modems ermöglichte.
Es ist reiner Zufall, dass neben meinem Arbeitsplatz das HiFi-Rack steht, bestehend unter anderem aus einem CD-Player von Hitachi aus den frühen 90ern, der mir stets gute Dienste geleistet hat und es immernoch tut - natürlich im schicken HiFi-Gehäuse. Aus Erfahrung weiß ich, dass große HiFi-Geräte zum überwiegenden Teil aus leerem Raum bestehen (tatsächlich trifft das sogar auf fast alle Materie zu; hier meine ich mit leerem Raum explizit Luft), also schaute ich nach, ob sich etwas machen ließe...



Der CD-Player im Originalzustand


Das Innenleben - viel leerer Raum

...und wie erwartet sah es gut aus. Neben dem CD-Laufwerk besitzt der Player nur eine nicht sehr große Platine mit Elektronik - viel Platz für kreative Ideen also .

Der Einbau

Bei diesem Projekt ging es nicht nur um das Verfrachten eines Gerätes in ein anderes Gehäuse, sondern vor allem um die Zusammenführung zweier verschiedener Geräte in einem Gehäuse - beide Geräte sollten nach dem Eingriff ohne Einschränkungen funktionieren! Schauen wir uns zunächst das DSL-Modem an:



Das DSL-Modem in der Seitenwand des Holzrouters


Nahaufnahme: DSL-Modem ohne Gehäuse

Man sieht auf den Bildern, dass das DSL-Modem aus zwei Teilen besteht. Der eine Teil besteht aus Netzteil und den Netzwerkanschlüssen, der andere Teil aus Prozessor, Speicher und der ganzen Datenverarbeitung. Beide Teile sind über eine Stiftleiste zusammengesteckt.
Im CD-Player ist zwar viel Platz, dieser ist aber auf das ganze Gehäuse verteilt, somit ist es nicht möglich, das DSL-Modem in einem Stück ins CD-Player-Gehäuse zu bekommen. Beide Teile mussten also getrennt werden, die Verbindung stellt ein angelötetes Flachbandkabel her.
Des weiteren wurden die Elektronik und das Laufwerk vom CD-Player vorübergehend ausgebaut, denn in die Front des CD-PLayers sollten zwei LEDs kommen, die den Betriebsstatus des DSL-Modems anzeigen (LAN und Sync).



Zerlegter CD-Player für LED-Einbau


Verbindung zwischen beiden Hälften des DSL-Modems

Die Positionierung beider Teile des DSL-Modems war relativ intuitiv: Der Teil mit den Netzwerkanschlüssen (LAN und ADSL) kam hinter das CD-Laufwerk direkt an die Rückwand des Gehäuses, der Teil mit der Datenverarbeitung kam über die Hauptplatine vom CD-Player, damit er nahe an den LEDs ist und weil er keine mechanische Verbindung nach draußen benötigt (Bilder weiter unten).
Die Stromversorgung beider Geräte soll natürlich nur über einen Stecker laufen, und zwar über den des CD-Players (der ist eh schon da und ich muss keine weiteren Löcher ins Gehäuse bohren). Der Stromanschluss vom DSL-Modem wurde also intern direkt an den Stromanschluss vom CD-Player gelötet.



230V Stromversorgung beider Geräte


Die LEDs auf der Platine des DSL-Modems

Zurück zu den LEDs: Die beiden von mir benötigten Status-LEDs (LAN und Sync) sind in Wirklichkeit drei, die Sync-LED besteht aus zwei einzelnen LEDs (rot und grün), die über einen Lichtleiter im alten Gehäuse zu einer LED verschmolzen. Für die Anzeige am CD-Player benutze ich eine blaue LED (LAN) und eine rot/grüne Duo-LED (Sync). Das Problem war zum einen, dass die blaue LED ca. 3V Betriebsspannung benötigt, die originale grüne LED auf der Platine des DSL-Modems aber mit 1,8V betrieben wird, und zum anderen, dass ich die Duo-LED (die zwar mit der Spannung arbeiten würde) nicht direkt an die Sync-LEDs anschließen konnte, weil diese über Masse schalten, die Duo-LED aber eine gemeinsame Masse hat und daher über Plus geschaltet werden muss. Die Lösung sind Optokoppler, die bei einer niedrigen Signalspannung eine höhere Spannung schalten können (Halbleiter-Bauteil, ähnlich wie ein Relais, aber sehr klein und ohne mechanische Teile). Wie bei einem Relais braucht man hierfür eine externe Spannung, die geschaltet wird und die LEDs betreiben kann, also mindestens 3V. Ich habe gesucht und bin schließlich am Netzteil des DSL-Modems fündig geworden:



Kondensator mit 3,3V vom Netzteil


Die Optokoppler für die drei LEDs

An dem Kondensator auf dem Bild liegen stabile 3,3V an, mit denen sich die LEDs prima betreiben lassen; die Optokoppler verbinden nun sozusagen die LEDs auf der Platine des DSL-Modems mit den LEDs an der Front des CD-Players über die externe Spannungsquelle.
Der Teil des DSL-Modems mit der Datenverarbeitung wurde an der Seite des Gehäuses fixiert und mit einem Blatt Papier (ja, das geht !) zur Sicherheit von der da drunter liegenden Platine des CD-Players isoliert. Der andere Teil wurde festgeklebt und festgeschraubt, für die beiden Netzwerkanschlüsse (LAN und ADSL) wurden entsprechende Aussparungen in die Rückseite gesägt.



Fertige Innenaufteilung


Anschlüsse hinten (noch ohne Deckel)

Fertig zusammengebaut sieht der DSL-CD-Player nach diesem kleinen Eingriff nun so (kaum verändert) aus:



Fertiger DSL-CD-Player von vorne...


...und von hinten

Bis auf die beiden LEDs vorne und die beiden Netzwerkbuchsen hinten erinnert nichts an diese wundersame Symbiose.
Beide Geräte haben den Eingriff überstanden und arbeiten einwandfrei, wie die folgenden Bilder zeigen:



DSL-CD-Player im Hifi-Rack



Ohne Blitz, CD-Player an, rote Sync-LED


Grüne Sync-LED

Fazit

Nun, was die Machbarkeitsstudie betrifft, so hat das Projekt alle Erwartungen erfüllt: zwei Geräte in einem Gehäuse, das eigentlich nur für ein Gerät gedacht ist. Einen funktionellen Anteil hat dieser Mod natürlich auch - er spart Platz !
Natürlich sollte niemand über den tieferen Sinn dessen grübeln, konsequenter Weise wäre dann bei keinem Mod mehr die Notwendigkeit gegeben, aber das ist auch nicht der Grund, weshalb manche Leute verrückte Sachen machen... Dieser Artikel soll im Grunde nur zeigen, was alles möglich ist, wenn man seine Fantasie ein bisschen spielen lässt .

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